Manfred von Ardenne
Manfred von Ardenne, geboren am 20. Januar 1907 in Hamburg, war ein herausragender deutscher Physiker und Ingenieur. Sein bemerkenswertes Leben erstreckte sich über das 20. Jahrhundert, in dem er bedeutende Beiträge zur Entwicklung der Elektronenoptik, Fernsehtechnik und Hochfrequenztechnologie leistete. Als Pionier auf diesen Gebieten trug von Ardenne entscheidend zur technologischen Innovation und Forschung bei. Diese Ausarbeitung wirft einen genaueren Blick auf die faszinierende Persönlichkeit und die wegweisenden Errungenschaften dieses außergewöhnlichen Wissenschaftlers.
Portrait von Manfred von Ardenne [1]
Inhaltsverzeichnis:
3. Zweiter Weltkrieg und Leben in der DDR
1. Leben
Manfred von Ardenne, geboren am 20. Januar 1907 in Hamburg, war eine faszinierende Persönlichkeit, die in verschiedenen wissenschaftlichen und technologischen Bereichen herausragende Beiträge leistete. Sein Leben erstreckte sich über das gesamte 20. Jahrhundert, und er hinterließ einen bleibenden Einfluss auf die deutsche Wissenschafts- und Technologielandschaft. Nach dem Abitur studierte von Ardenne trotz seinen schlechten Noten Physik, Chemie und Maschinenbau an der Technischen Hochschule in Berlin. Bereits in jungen Jahren zeigte er ein außergewöhnliches Interesse an elektronischer Technologie und Experimenten. Im Alter von nur 24 Jahren erhielt er 1931 sein erstes Patent für einen neuartigen Kathodenstrahlverstärker, der den Weg für seine zukünftigen Entwicklungen ebnete. Während des Zweiten Weltkriegs wurde von Ardenne aufgrund seiner Expertise in der Hochfrequenztechnologie für verschiedene Rüstungsprojekte eingesetzt. Nach dem Krieg führte er seine Arbeit in der Forschung fort und gründete 1947 in Dresden das Forschungslaboratorium für Elektronenphysik. Dort konzentrierte er sich auf die Erforschung von Elektronenoptik, was zu bedeutenden Entwicklungen auf dem Gebiet der Elektronenmikroskopie führte. Parallel zu seiner wissenschaftlichen Karriere zeigte von Ardenne ein bemerkenswertes unternehmerisches Talent. Er gründete mehrere Unternehmen, die sich auf Elektronenoptik, Hochfrequenztechnologie und Fernsehgeräte spezialisierten. Sein Beitrag zur Entwicklung des deutschen Fernsehens ist besonders hervorzuheben, und er gilt als einer der Pioniere auf diesem Gebiet.
Von Ardenne Anlagentechnik GmbH, mittlerweile Ardenne GmbH, Gebäude in Dresden [2]
Manfred von Ardenne engagierte sich auch in der Ausbildung und betreute zahlreiche Doktoranden und Nachwuchswissenschaftler. Sein Engagement für die Wissenschaft spiegelte sich nicht nur in seinen eigenen Forschungen, sondern auch in seiner Fähigkeit wider, Wissen weiterzugeben und junge Talente zu fördern. In den späteren Jahren seines Lebens wurde von Ardenne für seine Verdienste mehrfach ausgezeichnet. Nach seiner Rückkehr aus der Sowjetunion im Mai 1955 baute Manfred von Ardenne in der DDR das Forschungsinstitut Manfred von Ardenne auf dem Weißen Hirsch in Dresden auf.
Dieses Institut sollte sich durch eine anwendungsorientierte industrienahe Forschung auszeichnen, und Ardenne setzte erneut das Prinzip des Wohnens und Arbeitens unter einem Dach um, ähnlich wie er es bereits in Berlin praktiziert hatte. Das Institut entwickelte sich schnell zu einem der größten privatwirtschaftlichen Forschungsinstitute des gesamten Ostblocks, mit rund 500 Mitarbeitern. Es nahm eine Sonderstellung in der ansonsten staatlichen oder volkseigenen Industrie- und Forschungslandschaft der DDR ein. Die Forschungs- und Entwicklungsfelder waren breit gefächert und umfassten unter anderem die Elektronenstrahl- und Plasmatechnologie sowie die Beschichtung im Vakuum. Diese Bereiche trugen zu verschiedenen technologischen Fortschritten bei und hatten Anwendungen in der Industrie.
Ministerium für Staatsicherheit Logo [3]
Als Stellvertretender Direktor des Instituts wurde seit 1965 Siegfried Schiller eingesetzt, der ab 1976 auch für das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) als Inoffizieller Mitarbeiter tätig war. Ardenne lehrte zudem als Professor für elektronische Sonderprobleme an der Technischen Universität Dresden. Im Laufe seiner Karriere sammelte er insgesamt etwa 600 Patente, was seine kontinuierliche Innovationskraft und seine Rolle als treibende Kraft in der Forschung unterstreicht. In den frühen 1960er Jahren lenkte Ardenne seine Aufmerksamkeit auch auf medizinische Fragestellungen, beeinflusst durch ein Gespräch mit dem Biochemiker Otto Warburg im Jahr 1959. Dabei entwickelte er Therapien, darunter die Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie und die systemische Krebs-Mehrschritt-Therapie. Letztere beinhaltete die Bekämpfung von Krebs und Metastasen durch Hyperthermie, Glukose, und Sauerstoff, gegebenenfalls in Kombination mit Chemotherapie. Politisch engagierte sich Manfred von Ardenne als parteiloser Volkskammerabgeordneter für den Kulturbund von 1963 bis 1990. In den 1970er Jahren setzte er sich wiederholt für Reformen im Hochschulbereich ein. Interessanterweise traf er sich im Juni 1987 mit dem stellvertretenden KGB-Chef Wladimir Krjutschkow, um die Möglichkeit einer Absetzung von Erich Honecker und die Einführung einer "sozialistischen Marktwirtschaft" im Rahmen der sowjetischen Perestroika zu erörtern. Dies zeigt sein Interesse an politischen Entwicklungen und Reformen innerhalb des sozialistischen Systems.
2. Innovative Werbegang
Inspiriert von einem Besuch auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) im Jahr 1928, bei dem Manfred von Ardenne mit den mechanischen Versuchsapparaten eines ungarischen Erfinders unzufrieden war, entschied er sich für einen innovativen Weg – die elektronisch gesteuerte Methode der Bildübertragung. Eine wegweisende Entscheidung, die die Geschichte der visuellen Kommunikation nachhaltig verändern sollte. Anstatt auf die Nipkow-Scheibe des Ungarn Dénes von Mihály zu setzen, die rein mechanisch arbeitete, setzte Ardenne auf die Braunsche Röhre, eine Elektronenröhre, die für die elektronische Bildzerlegung und -wiedergabe entscheidend werden sollte.
Funktionsbild eines Flying Spot Scanners (deutsch: Lichtpunktabtaster) [4]
Im Laboratorium in Berlin-Lichterfelde arbeitete Ardenne mit beispiellosem Enthusiasmus und Fachkenntnissen. Die Entwicklung des "Flying Spot Scanners" erfolgte quasi über Nacht und wurde auf der IFA im August 1931 der Welt vorgestellt. Dieses innovative Gerät erregte internationale Aufmerksamkeit, und die New York Times berichtete sogar auf ihrer Titelseite darüber. Der "Flying Spot Scanner" war die erste elektronische Übertragungseinheit, die aufgrund ihrer technischen Überlegenheit gegenüber den mechanischen Systemen einen Wendepunkt in der Fernsehtechnologie markierte. Ardennes elektronisches Fernsehen übertraf die Konkurrenz in mehrfacher Hinsicht. Das Bild war nicht nur größer und hatte eine höhere Auflösung, sondern war auch heller als bei den bisherigen mechanischen Systemen. Dies, kombiniert mit der kostengünstigeren Produktion, trug dazu bei, dass sich seine Technologie durchsetzte. Der entscheidende Meilenstein erfolgte bei den Olympischen Spielen 1936, als Ardennes Innovation die Weltbühne betrat und endgültig den Weg für das moderne Fernsehen ebnete.
Obwohl der Zweite Weltkrieg vorübergehend die Weiterentwicklung von Ardennes Erfindungen unterbrach, fand das Fernsehen in den 50er-Jahren weltweite Verbreitung und prägte maßgeblich die Zukunft der visuellen Kommunikation. Manfred von Ardenne, der mit seinen visionären Ideen und Pionierleistungen die Welt des Fernsehens revolutioniert hatte, hinterließ ein bleibendes Erbe. Seine Erfindungen bildeten die Grundlage für die moderne Unterhaltungstechnologie und trugen dazu bei, eine Ära des audiovisuellen Fortschritts einzuleiten.
3. Zweiter Weltkrieg und Leben in der DDR
Manfred von Ardenne, in den späten 1930er-Jahren Wegbereiter bahnbrechender Technologien, konnte mit seinem funktionsfähigen Raster-Elektronen-Mikroskop die Grenzen der Mikroskopie erweitern und kleinste Molekülstrukturen sichtbar machen. Parallel dazu spielte seine Arbeit an Verstärkerröhren eine entscheidende Rolle in der Radarentwicklung während des Zweiten Weltkriegs in Deutschland. Nach der Entdeckung der Kernspaltung durch Otto Hahn und Fritz Straßmann widmete sich Ardenne der Atomforschung, unterstützt von der Reichsregierung. Nach dem Krieg wurde er zusammen mit anderen deutschen Forschern in sowjetische Dienste gestellt und trug zur Entwicklung der ersten sowjetischen Wasserstoffbombe bei. Seine Überzeugung von der Notwendigkeit der Zusammenarbeit mit den Sowjets, um das "Gleichgewicht des Schreckens" zu wahren, prägte diese Phase seiner Karriere. Die Rückkehr nach Deutschland im Jahr 1955 führte zur Gründung des einzigen privaten Instituts der DDR in Dresden durch Ardenne. Durch Auszeichnungen und Unterstützung aus der Sowjetunion genoss er einen Sonderstatus, doch die Beziehung zur DDR-Führung unter Erich Honecker wurde zunehmend schwierig. Die SED versuchte, den staatlichen Einfluss auf das private Institut zu verstärken, was zu Konflikten führte. Trotz der Kontroversen blieb Ardenne bis ins hohe Alter aktiv und leitete sein Institut auf dem Weißen Hirsch in Dresden.
Ardenne-Villa mit Sternwarte, Dresden-Weißer Hirsch [5]
Sein Tod im Alter von 90 Jahren am 26. Mai 1997 markierte das Ende einer Ära. Das Institut wurde nach seinem Tod in drei Nachfolgeeinrichtungen aufgeteilt, die sich auf Solartechnik, Anlagentechnik und die Fortführung seiner Krebs-Mehrschritt-Therapie konzentrierten. Die Rolle von Manfred von Ardenne in verschiedenen diktatorischen Systemen, sei es im NS-Regime, in der Sowjetunion oder in der DDR, wurde stets kritisch betrachtet. Obwohl er sich nie direkt politisch engagierte, prägte er als Forscher und Erfinder maßgeblich die jeweiligen politischen Systeme. Sein geschicktes Handeln ermöglichte ihm persönliche Vorteile und Forschungsunterstützung zu erhalten, auch wenn dies später zu Diskussionen und Kontroversen führte.
Quellen [13.11.2023]
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Manfred_von_Ardenne & https://www.deutsche-biographie.de/sfz68135.html
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Von_Ardenne_%28Unternehmen%29
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Ministerium_f%C3%BCr_Staatssicherheit
[4] https://en.wikipedia.org/wiki/Flying-spot_scanner
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Manfred_von_Ardenne#/media/Datei:Dresden_Ardenne-Villa_mit_Sternwarte.jpg